Wie ich ein Callboy wurde Teil 7 – Smalltalk

„Wie war ein Tag heute so?“, fragte ich Angie um ein wenig Smalltalk zu betreiben und um die Stunde verstreichen zu lassen, ohne intim zu werden. Auf meine Frage platzte es wieder nur so aus ihr heraus. Sie erzählte alles! Wie sie die ganze Nacht kein Auge zubekommen hatte, bei der Arbeit unkonzentriert war, danach noch schnell zum Friseur huschte, die Wohnung putzte und sich frisch machte. Ganz abgesehen davon bestand noch die Qual der Wahl der richtigen Kleidung. Ich versuchte so gut es ging Aufmerksamkeit zu heucheln und nicht die Konzentration zu verlieren. Schließlich sollte es am heutigen Abend ja um ihre Wünsche und Bedürfnisse gehen. Sie allein steht im Mittelpunkt, verinnerlichte ich wieder den Gedanken, den ich schon in der U-Bahn aufgegriffen hatte. Dank eines Buches über Charisma, das ich gerade gelesen hatte, konnte ich den Fokus auf Sie lenken und alles aufnehmen, was so an Worten aus ihr sprudelte, was eine Menge war! Sie umklammerte schon eine geraume Zeit das Weinglas mit beiden Händen um ihre Nervosität zu verbergen und ihre Wangen waren ebenfalls noch gerötet.

„Das schwarze Kleid steht die Wirklich ausgezeichnet, eine exzellente Wahl.“, unterbrach ich sie zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten.

Sie errötete noch stärker und antwortete mir leise und etwas verlegen: „Danke.“

„Noch Wein?“, fragte sie gleich anschließend.

„Nein, danke. Aber darf ich dir noch welchen nachschenken?“

Sie hielt mir ihr leeres Weinglas hin und ich füllte es erneut auf. „Danke.“

Danach füllte ich mein Glas mit Wasser. Sie fasste sich an ihren Nacken, dabei glitt ihr der linke Träger leicht von der Schulter.

„Ich bin heute ein wenig verspannt.“, gab sie mir zu verstehen.

Ich erkannte natürlich ihre Anspielung, blieb jedoch sitzen und ging nicht auf sie ein, schließlich wollte ich ja die Zeit für mich spielen lassen. „Warum hast du genau auf meine Anzeige geantwortet?“, fragte ich sie um dies gleich zu bereuen, da es sich nicht schickte solch eine Frage zu stellen.

Sie war ein wenig, jedoch erkennbar verwirrt von meiner Frage, fing aber an zu erzählen, und zwar ausgerechnet von einem Umstand, den kein Mann gerne hört – sie erzählte von ihrem Exfreund. Was dann kam, waren eindeutig zu viele Informationen für einen lockeren Abend. Sie fing an über ihre langjährige Beziehung zu sprechen und dass sie in diesem Jahr geplant hatte zu heiraten. Leider wurde aus der Hochzeit nichts, da er seine latenten Probleme mit dem Alkohol nicht in den Griff bekam und sie nun die Notbremse zog um aus der ganzen Sache auszusteigen. Ihr Blick war nur mehr auf ihr Weinglas gereichtet und ihre Stimme wurde immer ernster. Nein, ihre Stimme klang traurig weinerlich und als sie kurz hochblickte, verlegen lächelte und einen Schluck aus ihrem Weinglas nahm, sah ich ihre leicht wässerigen Augen. Die Situation schien mir vollständig zu entgleiten. Ein paar tröstende Worte wären jetzt angebracht, ratterte es wieder in meinem Oberstübchen.

„Leider, kann ich dir hierzu keinen Rat geben, aber wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich eine neue!“, kam es aus meinem Mund. Was für eine gequirlte Scheiße dachte ich im selben Augenblick, als ich meine eigenen Worte vernahm und verarbeitete.

„Ich hätte ja nie die angenehme Ehre gehabt, dich kennenzulernen!“ Stell dir nur mal vor, wie viele Zufälle es benötigt damit wir heute Abend hier sitzen!“ Ein beschissener Trost, dachte ich mir gleich wieder und an Zufälle glaubst du ja selbst nicht, also hör auf mit diesem Scheiß.

Ich hatte wieder einmal mehr Glück als Verstand. Sie kriegte sich selbst wieder ein.

„Rauchst du?“ frage sie mich.

„Nein!“, antwortete ich ihr.

„Würde es dich stören, wenn ich rauche.“, fragte mich die Hausherrin.

„Keineswegs.“

Wir standen beide auf.

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