Wie ich ein Callboy wurde Teil 5 – Nervös

Ein gebrochenes Herz hatte auch sie, so viel hatte sie mir ja vorab schon in einem Mail verraten.

Sie überspielte es wirklich sehr gekonnt, oder hatte sie es nicht wahrgenommen, dass ich mich soeben verplappert und anstatt meinen Nickname Tom meinen echten Namen Christopher genannt hatte.

Bevor ich den Gedanken weiter vertiefen konnte, klingelte es aber nun in meinem Oberstübchen. Ding, Ding, Ding – Jackpot! Binnen einer zehntel Sekunde hatten meine Augen alles an ihr aufgesogen und an mein Hirn weitergeleitet, das sämtliche Informationen verarbeite und abwog. Genau der Typ Frau, den du so liebst: Zierlich, schlank, mit kleiner Oberweite.

Sie war ca. 1,60 m groß, barfuß und hatte ein schwarzes Kleid an. Es war nicht ein eng anliegendes, kleines Schwarzes, welches absolut unpassend gewesen wäre, sondern ein leichtes Sommerkleid, das ungefähr in der Mitte ihrer Oberschenkel endete, also nicht zu kurz war. Ihre naturblonden Haare hatte sie am Hinterkopf mit Stäbchen und Haarklammern ein wenig hochgesteckt. Außer den beiden kettenförmigen von türkisen Zierplättchen unterbrochenen Ohrringen, trug sie keinen Schmuck. So wie sie auch keinen BH anhatte, was mir trotz der etwas breiteren Schulterträger ihres Kleides sofort auffiel, da einer der Träger verrutscht war.

Just in diesem glückseligen Moment prasselte es wie ein Gewitter auf mich hernieder.

„Das ist meine Wohnung. Setz dich bitte! Was möchtest du trinken? Ich benötige jetzt ein Glas Wein! Magst du auch ein Glas Wein?“ Sie flitzte dabei wie ein frisch der Werbung entstiegenes Duracell-Häschen hin und her.

„Du bist sehr nervös!?“

„Ja, und wie! Mein Herz rast wie verrückt.“, antwortete sie.

„Warum setzt du dich nicht einfach und lässt mich den Wein aufmachen?“, entgegnete ich ihr.

„Danke, ganz lieb von dir.“ Die Weinflasche noch in der Hand haltend, nahm sie zwei Weingläser aus dem Küchenschrank und suchte in der Schublade nach einem Korkenzieher.

Kaum hatte sie sich gesetzt, schossen die Worte wieder aus ihrem süßen kleinen Mund mit den schmalen Lippen, die mit Lipgloss überzogen waren. „Passt dir Weißwein oder willst du lieber einen Roten, oder ein Bier, oder …?“

„Angie, es ist alles bestens.“, fiel ich ihr ins Wort. „Weißwein passt sehr gut.“

Ich entkorkte den Wein ohne Probleme und schenkte zuerst Angie und dann mir ein. Danach setzte ich mich auf den Holzstuhl ihr direkt gegenüber.

„Auf den heutigen Abend.“, prostete ich ihr zu und sah ihr dabei tief in ihre dunkelbraunen Augen, so als wollte ich den Grund ihrer Seele erkunden.

„Auf den heutigen Abend.“, wiederholte sie meine Worte und senkte leicht verlegen ihren Kopf.

Für eine Sekunde herrschte peinliches Schweigen. Dann kam es mir in den Sinn.

„Ich habe dir eine Kleinigkeit mitgebracht.“, sagte ich zu Angie, stand auf und ging zur Garderobe, wo ich meine Schuhe ausgezogen und meinen übervollen Rucksack abgestellt hatte. Bevor ich mich auf die Suche nach meinem Mitbringsel machte, nahm ich noch das weiße Kuvert, das sich auf einer Art Garderoben-Ablage befand. Ich öffnete das weiße Kuvert.

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